Weihnachten im
Geschwister-Scholl-Gymnasium
2002

13.Dez.2002

Von drauß´ von Glessen komm ich her.
Schon seit vier Jahren lieb ich das sehr.
Das Zusammensein von Jungen und Alten,
die gemeinsam das Fuksprojekt gestalten.

Wie es in den letzten vier Jahren gewesen
möchte ich an dieser Stelle nochmals verlesen:


Denn auch ich gehöre zu den Senioren,
die in einer Zeit geboren,
in der man, gehörte man zu den Greisen,
nicht nötig hatte, sich zu beweisen.
Rentner sein, bedeutete so viel:
Man wurde langsam aber sicher senil.

Meine Schulzeit liegt ca. 50 Jahre zurück.
Wir wurden noch mit Fräuleins beglückt
mit Zopf oder Dutt, je nach Strenge.
Trotzdem lernten wir eine Menge.

In meiner Schulzeit - vor mehr als 50 Jahren -
wurde noch auf anderer Schiene gefahren.
Die Lehrerinnen, ledig, so war das halt,
zum Teil jungfräulich, das merkten wir bald.

Sie waren oft jenseits von Böse und Gut,
sie wirkten quisellich, wir waren auf der Hut.
Sie waren sehr moralisch, das war echt.
Es gab keinen Kontakt zu dem anderen Geschlecht.

Nun dürfen wir heute erleben,
dass es auch andere Methoden darf geben.
Die Klassen sind heutzutage gemischt,
ein Flirt hier und da, der stört heute nicht.

Als wir noch mit Blicken oder Briefen
die ersten Flirts ins Leben riefen,
die von den Lehrern oft abgefangen,
wird heute übers Handy auf E-mail gegangen.

Wir liefen zu Fuß zur Schule in den Jahren,
heute wird ab 18 mit dem Auto gefahren.

1947, der Krieg war aus,
wer ein Heft besaß, kam aus gutem Haus.
Damit wir auch im Warmen saßen,
wir den täglichen Brikett nicht vergaßen,
und für die Bisquittsuppe noch einen Topf,
denn wer hungrig, hat nur Essen im Kopf

Der Film mit der Knef, der Sünderin,
war in aller Munde drin.
Doch wollten wir den Film ansehn,
durfte man nur bei Regen gehn.

Mit großem Schirm tief herabgebogen,
sind wir um die Ecke zum Kino gezogen.
Denn hätte uns jemand gehen sehn,
konnte man gleich zum Rektor gehen.

Schon damals, wer hätte das gedacht,
wurde zur mittleren Reife eine Abschlussfahrt gemacht.
Weit an den Rhein, was denkt ihr wohl,
wir fuhren zur Jugendherberge in Brohl.

Heute wird bei der Stadt zwar auch gespart,
doch reicht es noch immer für eine Klassenfahrt.
Hinaus ins Grüne ging es per Bus,
wer wollte, wanderte weiter zu Fuß.
In den letzten drei Jahren,
sind wir mit der Brohltalbahn gefahren,
haben das Lava-Museum und den Laacher-See gesehen
und konnten durchs Museum Alte Dombach gehen.

Der Clou an diesen Klassenreisen:
Wir durften dann noch köstlich speisen.

Wir lernen heute Französisch - comment ca va?
denn im Kölschen sind viele Begriffe schon da.
Wir lernen die Formen von etre und avoir,
kennen Worte wie portemonnaie, parapluie und trottoir.

Um Englisch zu lernen, genügt ein Weg durch die Stadt,
wo in Bussen, Bahnen und Läden Englisch schon Einzug gehalten hat.
Kontinuierlich, oft merkt man es nicht,
wird unser Deutsch mit Englisch vermischt.
Wir lernen es weiter und lernen es richtig,
denn Sprachen sind in Zukunft sehr wichtig.

Mein Enkel fragt mich eiseskalt:
"Omi, bist du dafür nicht viel zu alt?"
Wir Senioren sagen uns: mitnichten,
wir lassen uns in der Schule unterrichten!

Unterrichten ist gut doch - das kostet Zeit.
Finde erst jemand, der dazu bereit.
Wenn da nicht in allen Ehren
die Schüler dieser Schulen wären.

Die Schüler, man sagt oft in modernem Ton:
Die Schüler der Null-Bock Generation.
Heute heißt es doch weit und breit,
keiner hat mehr für den andern Zeit.

Um so bemerkenswerter ist es doch:
Das Fuksprojekt gibt es immer noch!

So sind unsere Lehrer herrlich jung.
Sie beleben das Lernen durch ihren Schwung.
Durch sie weht in den Klassen ein frischer Wind,
wie schön, dass die Alten die Schüler sind.

Es ist wie eine umgekehrte Welt,
denn Jugendliche haben sich zur Verfügung gestellt,
Lehrer zu sein mit ca. 15 Jahren,
zu lehren die, die glauben, sie seien erfahren.

Doch was den Weihnachtsmann richtig erschreckt,
ist, dass die Klassen so verdreckt.
Ich frage mich, wann kam die Wende,
denn früher beschmierten Tisch und Wände -
nur Narrenhände!

Heute hat oft das Saubermachen wenig genutzt,
wenn man weiter das eigene Nest beschmutzt.
Der gute Vorsatz sollte sein:
Wir halten unsere Schule rein!

Liebe Senioren, wollt ihr richtig cool mal sein,
dann verhätschelt hier in der Schule das Schwein.
Dieses Schwein ist eine Sammelbüchse
für das Futter für die Fükse.
Denn wird das Futter einmal knapp,
dann machen unsere Lehrer schlapp.

Ich hoffe, es spricht sich rum von Ort zu Ort:
Pulheims Senioren bilden sich fort.
Drum spreche ich einen Toast auf diese Penne:

Es ist die beste, die ich kenne!

By Inge Kottmann