Mord im Hemingway-Internat
Die Auflösung

 

"Guten Tag, Mr. Anderson!"
Homer Anderson drehte sich erschrocken um und steckte blitzschnell das Fläschchen wieder in die Tasche. Er versuchte freundlich zu sein: "Gu-Guten Tag, Inspektor! Was machen Sie denn hier?" Der Inspektor beantwortete seine Frage: "Das könnte ich Sie doch eigentlich auch fragen. Aber gut, ich sage es Ihnen: Ich will verhindern, dass Sie wichtige Beweisstücke vernichten." Andersons Miene verfinsterte sich: "Was? Ich weiß leider absolut nicht, wovon Sie reden." Parker lachte kurz, dann sagte er: "Oh doch, das wissen Sie genau. Sie brauchen mir nichts vorzumachen. Wenn Sie nun aber auf einmal ihr Gedächtnis verloren haben, werde ich Ihnen etwas auf die Sprünge helfen: Sie haben damals zusammen mit ihrem Kollegen Fotos geschossen. Auf diesen Fotos sind die Mädchen sehr freizügig angezogen. Nun, bis zu einem bestimmten Grad ist das ja auch ok, aber anscheinend hatte es ihnen Laura Fletcher besonders angetan, nicht wahr? Oder warum haben Sie sie sonst missbraucht? Ich will nicht wissen, wie oft Sie es getan haben, aber eines Tages bemerkte Elaine Winter, was Sie mit ihrer Freundin machten. Und sie hat Sie erpresst. Tja, und irgendwann ist Ihnen der Kragen geplatzt und Sie haben sie eines Tages erwürgt. Können Sie mir bis hierher folgen?" Anderson hatte den Mund aufgerissen und sagte kein Wort. Parker fuhr fort: "Es kam Ihnen gerade recht, dass Elaine sowieso weglaufen wollte und dass gleichzeitig gerade gebaut wurde. Bevor Sie Elaine aber in den Sack steckten und sie in den Hohlraum legte, den Sie wahrscheinlich selber entweder in Auftrag gegeben oder eines Nachts angelegt hatten, zerrissen Sie ihr aber noch einen Teil ihrer Kleidung. Das haben Sie getan, um später eventuell den Verdacht auf den ausgebrochenen Sexualstraftäter legen zu können, der übrigens zu der Zeit, zu der Elaine verschwand, schon wieder hinter schwedischen Gardinen saß. Aber welcher Vergewaltiger zerreißt Hosenbeine? Sehr unglaubwürdig! Dann, nach 15 ruhigen Jahren, wurde die Leiche entdeckt und ich fing an zu ermitteln. Sie erinnerten sich an Elaines besten Freund Jeremiah und wussten nicht, wie viel er damals mitbekommen hatte. Außerdem dachten Sie, er hätte Ihre Fotografien gestohlen, was übrigens der Hausmeister getan hat, und brachten Jeremiah mit dem Mord in Verbindung. Vielleicht haben Sie sogar unser Gespräch belauscht, ich weiß es nicht, aber für Sie war klar: Er hätte Ihnen gefährlich werden können. Also musste er für immer schweigen. Sie dachten sich, dass ein weiterer Mord auffällig wäre und deshalb besorgten Sie sich das Medikament, das sich gerade in einem Fläschchen in ihrer Tasche befindet." Parker holte die Perücke, den künstlichen Dreitagebart und die Brille aus der Tasche seines Mantels: "Und damit Sie in der Apotheke nicht erkannt wurden, zogen Sie sich diese Utensilien an, die ich in Ihrem Schrank gefunden habe. Da Sie früher Medizin studiert hatten, das Studium aber abbrachen, wussten Sie von der Wirkung des Medikaments. Ich war mir noch nicht schlüssig, ob Sie der Täter waren oder Ihr Kollege, deshalb nahm ich gestern Abend ihre Stimmen auf und ließ mir von den Angestellten der Apotheke sagen, dass Ihre Stimme sich genauso anhört wie die des Unbekannten. Ich könnte Sie ja mal verkleidet in die Apotheke schicken, aber wir wissen beide, was dann passieren würde. Oder wie wäre es, wenn Sie einmal Laura Fletcher in der Nervenklinik besuchen würden. Ich glaube, ich weiß, wie Sie reagieren würde: Entweder würde sie sich oder Sie umbringen, nach alledem, was Sie ihr angetan haben. Da fällt mir ein: Bitte ziehen Sie mal ihr Hemd aus." Anderson wusste nicht, worauf der Inspektor hinaus wollte, aber er wusste sehr wohl, das Widerstand zwecklos war, daher tat er, wie ihm gesagt wurde. Parker sah direkt die große Drachentätowierung auf der Schulter des Lehrers. Parker machte weiter: "Sie sind der Drache, vor dem Laura Fletcher so furchtbare Angst hat. Ich rate Ihnen, mir jetzt das Fläschchen zu geben, denn in Ihrer Lage sollten Sie nicht alles noch schlimmer machen, oder finden Sie nicht?" Anderson zog sich sein Hemd wieder an und gab Parker das Fläschchen. Parker war nun bereit, Anderson zu verhaften: "Mr. Anderson, ich verhafte Sie hiermit im dringenden Tatverdacht, zwei Menschen getötet und einen Menschen vergewaltigt zu haben." Parker legte dem Lehrer Handschellen an und sagte nur noch: "Das Spiel ist aus, Mr. Anderson. Da hätten Sie mal besser die Finger von Ihren Engelchen gelassen!"
Nachdem Anderson weggebracht worden war, bedankte sich Dexter bei Parker: "Ich danke dir sehr. Ich hoffe, nun hat der Spuk endlich ein Ende." Parker erwiderte: "Das hat er, da bin ich mir sicher." Dann ging Parker zusammen mit seinem Freund auf den Parkplatz. Parker setzte sich in seinen Wagen, verabschiedete sich und fuhr davon. Dexter blickte ihm noch lange hinterher.

Jonas

 

Ende

 

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