Wie nach jeder Theaterstunde wurde Elaine Winter vom Publikum, das den Proben manchmal beiwohnte, und von Mr. Anderson, ihrem Kunstlehrer und Begründer des Kurses, mit lautem und lang anhaltendem Applaus empfangen. Seit der neuen Inszenierung im Theaterkurs war sie der Blickfang für alle Zuschauer. Ihre besten Freunde, Laura Fletcher, Diana Cooper und Susan Calloway und nicht zuletzt Jeremiah O´Connor bildeten einen in ihrer Stufe bekannten Freundeskreis. Laura wirkte manchmal etwas verstört. Sie sollte in ihrer Kindheit irgendein Trauma erlebt haben, sprach aber nie darüber. Dennoch war sie bei ihren Freunden sehr anerkannt. Diane und Susan waren unzertrennlich, die allerbesten Freundinnen eben, und standen dadurch manchmal etwas außen vor. Jeremiah O´Connor schließlich war Elaines einziger, richtiger, männlicher Freund. Alle fünf waren seit Jahren auf dem Eliteinternat Hemingway in Elgin, England. Sie waren jetzt alle in der zehnten Klasse und hatten die Geburtstagsfeier von Jeremiah am 17.4.1988 mit guten Erinnerungen gefeiert. Nun hatten sie den Theaterkurs beendet und machten sich auf den Weg in die Umkleiden.
"Hervorragend Winter, Sie haben wirklich Talent. Wie ich ihnen schon oft gesagt habe, habe ich die richtige Entscheidung bei der Auswahl der Kandidatin für die Hauptrolle getroffen. Bei der Aufführung am fünfundzwanzigsten wird man Ihnen zujubeln."
"Das Lob gilt nicht nur mir. Ohne meine Freunde hätte ich das nicht so gut geschafft."
"Natürlich haben sie Recht. Laura, Diane, Susan und Jeremiah haben auch ein sehr großes Talent. Mit eurer Aufführung wird das Internat sicher mit Ruhm überhäuft."
"Das ist aber jetzt übertrieben, Mr. Anderson."
"Ha ha, sie haben Recht. Jetzt ist aber auch genug geredet. Sie können sich umziehen und dann machen, was Sie wollen."
"Gut, das das machen wir besonders gern."
Nach dem Gespräch machten sich Elaine, Laura, Diane, Susan und Jeremiah auf sich umzuziehen und gingen anschließend auf ihre Zimmer. Elaine und Laura bewohnten zusammen ein Zimmer, Diane und Susan waren fünf Zimmer weiter zu finden. Jeremias Zimmer lag ein Stockwerk unter ihnen.
"Elaine...!?", begann Laura zaghaft, "Irgendwie hat Mr. Anderson ein Auge auf dich und mich geworfen, findest du nicht auch?"
"Ja . . . ja, das denke ich auch."
"Seit drei Monaten ist er schon so, genauer gesagt, seitdem er erstmals von seiner Scheidung gesprochen hat. Ist schon komisch, dass er so viel Vertrauen zu uns hat. Dir hat er in letzter Zeit die meiste Aufmerksamkeit geschenkt. Los, erzähl mal, gibt es etwas Neues, etwas, das ich noch nicht weiß?"
"Nein, nein, nichts Erzählenswertes."

Marc

 

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