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Den ersten
Tag war Elaine alleine, denn Laura war, so sagte sie, draußen um
zu lernen. Elaine hatte keine Lust nach draußen zu gehen und blieb
so in ihrem Zimmer. Nach gut einer halben Stunde war es ihr zu langweilig
und sie ging aus dem Zimmer über den Gang zum Treppenhaus. Draußen
war Laura nicht, was Elaine schon fast erwartet hatte. Sie fing an, sie
im Internat zu suchen. Plötzlich hörte sie leise Schreie aus
einem Zimmer. Sie ging hin, doch was sie sah, verschlug ihr die Sprache.
Sie sah Laura, wie sie vergewaltigt wurde. Der Anblick der sich wehrenden
Laura war so entsetzlich, das Elaine sich nicht rühren konnte. Tränen
schossen ihr in ihren Augen. Sie sah weg, lehnte sich an eine Wand und
wollte Hilfe rufen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Da bemerkte
sie der Mann, der über Laura gebeugt war und kam mit drohendem Gesichtsausdruck
auf sie zu. Sie lief weg, rannte die Treppe hinunter, aus dem Internat
heraus und lief und lief. Erst als sie in der Ferne die Sirenen eines
Krankenwagens hörte, kam sie wieder zu sich. Der Mann war ihr nicht
gefolgt. Sie kehrte um und näherte sich vorsichtig wieder dem Internat.
Sie sah, wie Laura in den Krankenwagen getragen wurde. Sie hatte den Mann
erkannt, aber sie brachte es nicht fertig, etwas zu sagen.
Am nächsten Tag fuhr sie mit der Erlaubnis des Direktors allein zum
Krankenhaus um Laura zu besuchen. Als sie in ihr Zimmer kam, lag Laura
in ihrem Bett, hatte zahlreiche Verbände an ihrem Körper und
eine Halskrause. Sie lächelte ihr zu, als Elaine an ihr Bett kam
und ihre Hand nahm.
"Wie geht es Dir?"
"Gut, gut."
"Du siehst furchtbar aus."
"Es war der Drache, er hat mich geschlagen, mich getreten. Er war
so gemein. Der Drache, er war es!"
"Beruhig dich, es ist vorbei."
"Hab versucht, mich zu wehren, aber er war so gemein. Konnte nichts
machen."
"Ich hab es gesehen. Ich werde ihn zur Rede stellen. Er kommt ins
Gefängnis. Dann werde ich abhauen."
"Nein, nicht weggehen."
"Ich muss. Ich hab das Internat satt. Ich werde Schauspielerin, schon
vergessen? Ich hab dir doch schon einmal erzählt, dass ich beim Schüleraustausch
in Frankereich jemanden kennen gelernt habe, der mich ganz nach oben bringen
will. Er hat es mir versprochen. Ich nehme das Geld meines Vaters mit."
"Nein, nicht gehen" Sie fing an zu schreien, schüttelte
und krümmte sich. Kurz danach kam eine Schwester mit einem Arzt hinein.
Beide versuchten, sie zu beruhigen. Kurz danach kam der Arzt zu Elaine.
"Was ist passiert?"
"Ich habe mit ihr gesprochen, dann hat sie angefangen zu schreien."
"Wer bist du und wer hat dich überhaupt hier hereingelassen?
Es war doch eine Schwester vor der Tür."
"Ich habe ihr gesagt, dass ich Lauras beste Freundin bin. Sie hat
mich dann hereingelassen. Ich bin Elaine."
"In diesem Zustand solltest du lieber nicht mit ihr reden. Ihre Wunden
werden zwar heilen, aber ihr psychischer Zustand hat sich durch die Vergewaltigung
sehr verschlechtert. Sie hat einen schweren Schock erlitten und sie eine
Gehirnerschütterung. Sie wird vorerst nicht mehr zur Schule gehen
können. Sie wird nach ihrer körperlichen Genesung in eine psychiatrische
Klinik gebracht werden. Dort wird man dann alles für sie tun."
"Wie lange wird sie noch hier bleiben müssen?"
"Das weiß ich nicht genau. Sie hat zahlreiche Verletzungen
und ihr rechter Arm ist gebrochen. Ich glaube, es ist besser, wenn du
jetzt gehst."
Der Arzt brachte sie aus dem Zimmer und führte sie nach draußen.
Marc
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