"Tschüss!"
"Tschööö!".
So trennte sich Charles von seinem besten Freund David. Er hatte sich
schon immer gut mit David verstanden, obwohl sein Vater, John Dexter,
ihr Schuldirektor war.
Zu
Hause angekommen, begrüßte Charles seinen Vater, Peter McMeyer.
Beim Essen konnte dieser es gar nicht erwarten ihm zu erzählen, was
er erlebt hatte.
"Du weißt doch, dass in der Schule der Ostflügel zur Zeit
renoviert wird." Charles nickte, denn er wollte nichts sagen, da
er diese spannende Atmosphäre nicht zerstören wollte.
"Also, als ein Hohlraum aufgerissen wurde, fanden die Arbeiter einen
grünen Sack. Es stank fürchterlich, sagte mir Herr Dexter, euer
Direktor. Nun ja, ist ja auch kein Wunder, da, halt dich fest, sich ein
verwester Körper im Sack befand." Geschockt starrte Charles
in die Leere des Raumes. "Keine Angst", sagte sein Vater, die
Leiche ist schon 15 Jahre lang tot, habe ich herausgefunden. Trotzdem,
wir fragen uns natürlich alle, wer sie dort versteckt haben könnte!!"
Der Junge legte sich danach ins Bett, überlegte noch kurz und schlief
dann ein.
Am nächsten Morgen stand er vor 7.00 Uhr auf, lief ins Schlafzimmer,
weckte seinen Vater und fragte ihn, ob er mittlerweile eine Idee hätte,
wer die Leiche sein könnte. Der Vater verneinte, aber gab von sich,
dass es auf jeden Fall ein Mädchen in seinem Alter gewesen sein müsste.
Hinzu fügte er, dass eine Halskette mit Anhänger am Körper
des toten Mädchens gefunden wurde. "Mord", sagte er, "wahrscheinlich."
"Oh je", erwiderte Charles und nickte verständnisvoll.
Nicht
wie gewohnt traf er sich um fünf Minuten vor 8.00 Uhr an der Kreuzung,
die zur Schule führte, mit seinem besten Freund, denn heute machte
David einen Klassenausflug aufs Land.
Kurz
vor 14.00 Uhr wartete Charles schon gespannt auf seinen Freund. Als er
dann endlich kam, überfuhr er ihn mit seinen Informationen. Den ganzen
Nachmittag lang machten sich Charles und David Gedanken, wie es es zu
dem Mord gekommen sein konnte.
Als David
an diesem Abend zu Hause angekommen war, wartete er zuerst auf seinen
Vater, der im Internat noch viel zu tun hatte.
Nach etlichen Stunden - so kam es ihm jedenfalls vor - öffnete John
Dexter die Haustür und David kam sofort zu ihm gerannt um ihn über
die Neuigkeit, die er von Charles erfahren hatte, auszufragen.
"Hey, Papa! Warum hast du mir nichts von der Leiche erzählt,
die in der Mauer steckte!?"
John sah erschrocken seinen Sohn an und konnte außer einem "Was?"
erst einmal nichts sagen.
"Charles hat mir alles erzählt und er hat es von seinem Vater
erfahren! Jetzt, da ich es weiß, kannst du mir alles sagen, aber
zuerst will ich wissen, warum Charles vor mir von der Leiche wusste."
Doch die Antwort bekam David nicht sofort. John hielt erst inne und sagte
dann: "Komm, wir setzen uns irgendwo hin, ok?" "Na gut."
Im Wohnzimmer fanden sie dann ein gutes Plätzchen, an dem sie sich
unterhalten konnten.
"Also, zuerst muss ich wissen, was du schon alles weißt. Es
ist mir sehr wichtig, dass du alles sagst," fing John mit dem Gespräch
an. "Ich weiß nur, dass eine Leiche in einem Sack in einem
Teil der Mauer des Ostflügels versteckt worden war und jetzt bei
der Renovierung gefunden wurde. Aber warum hast du mir das verschwiegen?"
"Erzähl keinem von dem Fund, keinem!! Hast du mich verstanden?"
Sein Ton wurde strenger und David bekam Angst vor seinem Vater, da er
ihn noch nie so entsetzt angestarrt hatte. Doch Davids Neugier war stärker
als die Angst und deshalb wollte er mehr wissen.
"Aber warum denn? Darf nicht einmal ich davon wissen?" "Nein!
Du weißt schon mehr, als mir lieb ist. Wer weiß noch von der
Leiche?" "Nur Charles und ich." "Bist du dir ganz
sicher?" Bei dieser Frage wurde David ganz unsicher, weil sein Vater
immer noch sehr streng guckte. David sah die Farbe von Johns Gesicht verschwinden,
als er eine Überlegungspause machte. Das Gesicht wirkte älter.
"Ja, ich denke schon."
"Die Sache darf nicht an die Öffentlichkeit geraten, sonst ist
das Internat verloren."
"Kannst du mir echt nicht mehr darüber erzählen?"
"Nein, auf gar keinen Fall! Sorge dafür, dass Charles auch nichts
weitersagt, ok? Ich muss morgen mit seinem Vater reden."
Damit war das Gespräch beendet und die Mutter, die noch nichts wusste,
guckte ganz besorgt auf die beiden, vor allem sorgte sie sich um ihren
Mann, der an diesem Tag sehr früh schlafen ging und ihr noch nichts
von den zwei letzten anstrengenden Tagen erzählt hatte.
Am
nächsten Morgen erfuhr sie alles und erschrak so sehr, dass sie David
zuerst gar nicht ins Internat gehen lassen wollte. Doch John versicherte
ihr, dass alles ok sei und der Mord schon vor 15 Jahren passiert sei.
Im Internat verabschiedete sich John Dexter von seinem Sohn mit einem
kurzen, aber vielsagenden Blick. David verstand sofort, doch er wollte
trotzdem mit seinem Freund mehr über die Leiche herausfinden.
In der
ersten Pause beschlossen sie, wer was machen sollte, um ihre Neugier zu
befriedigen. Charles wollte seinen Vater fragen, ob er schon mehr herausgefunden
hatte und David wollte heimlich in den Unterlagen des Internats nachschauen,
wer vor 15 Jahren von der Schule gegangen war, um herauszufinden, wie
die Leiche hieß.
Nach dem Unterricht ging er in den Keller, wo er schnell die Akten des
richtigen Jahres fand, weil ihn sein Vater früher einmal durch das
ganze Gebäude geführt hatte.
David fand heraus, dass im Jahr 1988 ein Schüler und drei Schülerinnen
im Jahrbuch geführt wurden, die im Jahrbuch von 1989 nicht mehr auftauchten.
Er schrieb sich die vier Namen auf:
1. Travis Thompson
2. Anna Johnson
3. Elaine Winter
4. Clarissa Breakhard.
Er steckte das 88er Jahrbuch in seine Tasche und fuhr sofort zu den McMeyers,
weil er sich mit Charles besprechen wollte.
Den Jungen konnten sie sofort ausschließen, da es sich bei der Leiche
um ein Mädchen handelte. Nebenbei sagte Charles, dass sein Vater
vorhabe einen Detektiv einzuschalten. Den beiden jungen "Detektiven"
würde es dadurch schwerer werden, weitere Nachforschungen anzustellen.
So beschlossen sie sich mit der Sichtung des Jahrbuchs zu beeilen um es
möglichst bald wieder an seinen Platz zu bringen. Sie schauten sich
die Bilder der verschwundenen Schülerinnen genau an.
Anna Johnson trug eine goldene Kette. Genauso wie die zwei anderen jungen
Damen. Unter Clarissas Bild stand, dass sie umgezogen ist und die Schule
gewechselt hat.
Bei Elaine und Anna stand unter dem Bild, dass sie beide verschwunden
sind. Doch ein paar Absätze weiter war zu lesen, dass Anna wieder
auftauchte und nur kurzzeitig durchgebrannt war. Elaine hatte, wie man
auch später erfuhr, einen Abschiedsbrief verfasst. Darin stand, dass
sie eine Schauspielkarriere anfangen wollte und deswegen versuchen wollte
auszuwandern. Dann hat man nie mehr von ihr gehört.
So hingen die beiden Nachwuchsdetektive erst einmal fest, bis der Vater
plötzlich ins Zimer platzte und, nachdem er gesehen hatte, dass sie
sich mit dem Jahrbuch beschäftigten, neugierig fragte, ob die beiden
schon wüssten, wer dieses Mädchen sei. Da beide verneinten,
listete er noch einmal alle Tatsachen auf:
-junge Frau
-hübsch
-Halskette mit Herz-Anhänger
"Das ist es!", schrie Charles laut auf, "Der Anhänger!"
Nur eines der Mädchen hatte einen Herz-Anhänger an der Halskette
hängen: Elaine Winter.
Beide freuten sich, dass sie das Rätsel so schnell hatten lösen
können.
Als Peter McMeyer durch die Tür ging um den Raum wieder zu verlassen,
sprach Charles noch aus: "Papa, bitte erzähle niemandem, wirklich
niemandem, von unseren Erkenntnissen. Und Herr Dexter darf nicht erfahren,
was wir hier machen, weil er dagegen ist. Also bitte zu niemandem ein
Wort!" "Einverstanden", erwiderte er sinnend und ging.
Inspektor Parker, den er am Morgen eingeschaltet hatte, würde sicherlich
auch eine Methode finden, die Identität der Leiche zu bestimmen.
Charles und David gelang es das Jahrbuch noch vor Beginn des Nachmittagsunterrichts
unbemerkt wieder an seinen Platz zu bringen.
Raphael
und Fabian
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