Wer war Katharina Henot?

Das Verfahren gegen Katharina Henot leitete den Höhepunkt der Hexenverfolgungen in der Kölner Region von 1627 bis 1630 ein. Mit ihr wurde zum ersten Mal ein Mitglied einer einflussreichen Kölner Familie der Hexerei verdächtigt und verbrannt, nachdem zuvor hauptsächlich Frauen aus unteren Bevölkerungsschichten Opfer des Hexenwahns geworden waren.
Sie entstammte einer wohl im 16. Jahrhundert aus den Niederlanden zugewanderten, katholischen und wohlhabenden Familie. Es wird vermutet, dass sie zwischen 1570 und 1580 geboren wurde. Der Vater Jakob Henot war allerdings kein Glaubensflüchtling, vielmehr kam er nach Köln, um in der Glockengasse das Amt des kaiserlichen Postmeisters zu übernehmen. In dieser Funktion organisierte er ab 1579 das neue Postwesen im ganzen Reich. Er ist in Köln 1569 das erste Mal bezeugt, erhielt das Bürgerrecht aber erst 1576, da man ihm gegenüber als ehemaligem Calvinisten misstrauisch war. Die Familie bemühte sich in der Folge, ihre katholische Gesinnung zu zeigen. Einige der zahlreichen Kinder traten in den geistlichen Stand ein, von diesen trug der Sohn Hartger eine Vielzahl an geistlichen und weltlichen Würden: Er war Mitglied des Kölner Domkapitels, Dechant von St. Andreas, Probst von St. Severin, Doktor beider Rechte, kaiserlicher und kurfürstlicher Rat und päpstlicher Protonotar.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verlor der Vater Katharinas sein Amt zeitweilig an Johann von Coesfeld, der das fürstlich-taxische Postmonopol in Köln vertrat. Zwei Jahrzehnte lang kämpfte Jakob Henot gegen diese Entscheidung an. Tatsächlich bekam er die Bestallung noch einmal zurück, bevor er im Jahre 1625 im Alter von 94 Jahren verstarb. Nach seinem Tod übernahm Coesfeld endgültig das einträgliche Postmeisteramt, während Katharina Henot und ihr Bruder Hartger versuchten, es für die eigene Familie zurückzugewinnen und zu sichern. Sie verloren den Prozess gegen das Haus Taxis, in dem sie darum stritten, als die rechtmäßigen Erben die Postmeisterei weiter führen zu dürfen. 

Die eigentlichen historischen Gebäude, die im Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der Katharina Henot wichtig sind, existieren leider nicht mehr. Dies betrifft ihr Wohnhaus in der Sternengasse und das Postmeisteramt in der Glockengasse. 
Das nebenstehende Bild ist ein jüngerer Bau in der Glockengasse. Es zeigt das bekannte Stammhaus des echt Kölnisch Wasser, 4711.

Die verwitwete Katharina Henot war eine angesehene und für ihre christliche Lebensweise bekannte Frau. Aber weder ihr guter Ruf noch die Unterstützung durch einflussreiche Verwandte oder Freunde noch ihre eigenen Verteidigungsversuche konnten sie vor der Folter und der Verurteilung zum Tod bewahren. Nach fünffacher Folter wurde sie zum Tode verurteilt und am 19.5.1627 auf dem Richtplatz zu Melaten im Beisein einer großen Volksmenge vom Henker stranguliert – diese Vergünstigung hatte man ihr gewährt. Ihre Leiche wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Noch Jahre nach ihrem Tod standen auch Katharinas Geschwister Hartger und vor Allem Franziska Henot unter Zaubereiverdacht. Heute kann man die wichtigen historischen Quellen dieses Falles von Hexenverfolgung im historischen Archiv der Stadt Köln einsehen. Außerdem wird der Henot posthum gedacht, indem man ihre Statue in den Rathausturm aufgenommen hat. Es wird im Zusammenhang des Falles „Katharina Henoth“ häufig geäußert, dass es nahe liege, in Katharina eine der vielen Frauen zu sehen, die aus machtpolitischen, finanziellen, wirtschaftlichen oder auch privaten Gründen auf diese Weise ausgeschaltet werden sollte. 
In der Tat gab es eine Gruppe, die ein handfestes Interesse daran gehabt haben dürfte, Katharina los zu werden: Schon ihr Vater lag in ständigem Konkurrenzkampf um das Amt des Postmeisters mit den Generalpostmeistern aus der Grafenfamilie der Taxis und dem vom Kölner Rat vertretenen Post- und Botenwesen. Noch zu Lebzeiten des Vaters war die gesamte Familie Henot in diese Streitigkeiten verwickelt; nach seinem Tod vertrat Katharina die Interessen ihrer Familie im Prozess gegen die Grafen von Taxis. Es sei also durchaus möglich, so die Vertreter dieser These, dass diese Gegner den Hexenprozess über Dritte – möglicherweise die Denunziantinnen – einleiten ließen. Beweise für diese immer wieder vertretene These lassen sich zwar nicht mehr erbringen, aber es sei ein merkwürdiger Zufall, dass das Verfahren gegen Katherina ausgerechnet in eine Zeit falle, in der sie hartnäckig um die Rechter ihrer Familie auf die Postmeisterei kämpfte. Da die unbequeme Konkurrentin auf üblichem Wege nicht auszuschalten war, mache die Vermutung, dass sie auf andere Weise – nämlich über den Umweg der Beschuldigung als Hexe – beseitigt werden sollte, durchaus Sinn. Denn eine Frau, die einmal als Hexe angeklagt worden war, hatte kaum eine Chance, sich von den erhobenen Vorwürfen zu befreien. Dagegen spricht jedoch der Umstand, dass eine Beseitigung Katharinas ohne Auswirkung geblieben wäre, solange man ihren Bruder Hartger nicht ebenfalls aus dem Weg räumte. Zudem war die Angelegenheit noch vor Prozessbeginn von allerhöchster Stelle entschieden worden: Am 19.10.1626 erging die endgültige kaiserliche Entscheidung zugunsten der Fürsten von Taxis und ihres Statthalters Johannes Coesfeld. Eine entscheidende Rolle, so andere Historiker, spiele in diesem Fall das Kloster St. Klara.

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Quellen:
- Becker, Thomas P.: Katharina Henot, Opfer der Hexenverfolgung in der Stadt Köln.
   http://members.aol.com/tombeee/hexverf/koeln.html
- Franken, Irene und Hoerner, Ina: Hexen. Verfolgung in Köln. Germany 2000.
- Kölnisches Stadtmuseum (Hrsg.): Frauen in Köln. 2000 Jahre Stadtgeschichte. Bearbeitet von B. Wagner.
   Köln 1990.

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