Verewigung am Rathausturm

Mehr als 350 Jahre nach der Verbrennung der Katharina Henot als Hexe auf dem Kölner Melaten Friedhof "entdeckte" die feministische sowie die lokalgeschichtliche Forschung Katharina Henot wieder. Vorträge, Artikel in Zeitungen, ein Theaterstück und ein Buch entstanden, eine Strasse wurde nach ihr umbenannt und sie fand Aufnahme in das Figurenprogramm für den Kölner Ratsturm: Zusammen mit 17 Frauen und 106 Männern repräsentiert sie als eine unter vielen Persönlichkeiten die fast zweitausendjährige Stadtgeschichte.
Hiltrud Kier, die ehemalige Stadtkonservatorin und spätere Generaldirektorin der Kölner Museen, spielte bei dieser Entscheidung, die Figur der Katharina Henot auf dem Rathausturm zu verewigen, eine führende Rolle. Die Kunsthistorikerin sah nicht ein, dass Friedrich Spee, der Jesuit und Streiter gegen die Hexenprozesse, auf dem Turm stehen sollte, aber keine der Betroffenen, keine "Hexe" selbst. 1987 sammelte sie anlässlich ihres 50. Geburtstages Spenden für die Rathausturmfigur der Henot, und als dabei nur ein Bruchteil der realen Kosten zusammenkam, übernahm sie selbst den Hauptanteil und unterstrich damit, wie wichtig ihr diese historische Figur ist.
Die Bildhauerin Marianne Lüdicke, 1919 in Frankfurt geboren und Nachfahrin der Katharina Henot, fühlte sich sofort "zuständig" als sie vernahm, dass eine Figur der Postmeisterin in Köln aufgestellt werden sollte und schrieb sofort an das Amt für Denkmalschutz. Rasch erhielt sie Antwort von Hiltrud Kier und machte sich an die Arbeit.

 
Die als vermeintliche Hexe verbrannte Kölnerin Katharina Henot weist mit der Linken auf die zu ihren Füssen auflodernden Flammen, während die rechte Hand einen mahnenden Gestus beschreibt. Dieser wiederholt sich paraphrasierend bei der inhaltlich wiederum auf sie bezogenen und durch dieselbe Künstlerin entworfenen Nachbarfigur Friedrich Spee von Langenfeld. Gegenüber einer kompakteren Erscheinung im Modell geriet die Ausführung differenzierter und von geringerem Volumen.

Die von derselben Bildhauerin wie die benachbarte Katharina Henot geschaffene Skulptur nimmt inhaltlich und formal auf die als Hexe verbrannte Frau Bezug. Das Buch in Händen des geistlich gewandeten Jesuiten erinnert an sein vehementes, auch literarisches Engagement im Kampf gegen den Hexenwahn, und mit der Rechten weist er auf die zu Füssen seiner Nachbarin auflodernden Flammen hin.
Katharina  Henot, Westseite, 
2. OG, 
Ratsbeschluss am 17. November 1988 
Modellvorstellung am  8. November 1988 
Figurenübergabe am 12. Mai 1989 
Bildhauerin: Marianne Lüdicke 
Stifter: Prof. Dr.Hiltrud Kier
Friedrich  Spee von Langenfeld, Westseite, 2. OG 
Ratsbeschluss am 22.August 1989 
Modellvorstellung am 15. Dezember '89 Figurenübergabe am 28. November 1990 
Bildhauerin: Marianne Lüdicke 
Stifter: Provinzial (öffentl. Versicherung)

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